Geschichte

Louis Werbeck

Louis Werbeck

Die Geschichte des Rudolf Steiner Hauses Hamburg reicht bis in das Jahr 1919 zurück, als nach dem Ende des ersten Weltkriegs der Bau-Verein Hamburger Anthroposophen e.V. gegründet wurde.

Rudolf Steiner selbst war in früheren Jahren häufiger zu Vorträgen in Hamburg. Diese fanden u. a. im Haus der Patriotischen Gesellschaft (1910), im Curio-Haus (1911) und wenige Wochen nach Ausbruch des ersten Weltkriegs (1914) im großen Saal des Conventgartens statt, wo er einen Vortrag zugunsten des Roten Kreuzes hielt.

Eine der prägenden Personen, die den Bau-Verein damals gegründet haben, war der Musiker Louis Werbeck (Foto), der zugleich eine der führenden Persönlichkeiten der Anthroposophischen Gesellschaft gewesen ist. Unter seiner Leitung wuchs die Anthroposophische Gesellschaft in Hamburg in alle Bereiche der Bevölkerung. Das Wachstum führte damals schnell zu dem Impuls, der Gesellschaft, die sich zunächst an verschiedenen Orten getroffen hat, eine eigene Heimat in Hamburg geben zu wollen und dafür einen Bau-Verein zu gründen.

Zunächst konnte ein Haus zwischen Hauptbahnhof und Außenalster an der Straße Holzdamm erworben und die Arbeit dort aufgenommen werden. Nachdem das Haus für die Arbeit zu klein wurde, konnte 1930 das Haus Hartungstraße 9 vom Bau-Verein gekauft werden. Dort arbeitete die Anthroposophische Gesellschaft bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten am 9. November 1935.

Heute beherbergt dieses Haus, das nach dem 2. Weltkrieg an Ida Ehre übergeben wurde, die Hamburger Kammerspiele.

Erst im Jahr 1957 – lange nach Ende des zweiten Weltkrieges – konnten die Häuser Mittelweg 11 und 12 erworben und umgebaut werden. Beide Häuser wurden durch den Einbau eines großen Saales zu einem Gebäude vereinigt, das Ende 1962 eingeweiht wurde und seither Rudolf Steiner Haus heißt.

Bis in die 70er Jahre hinein war das Rudolf Steiner Haus vornehmlich den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft für ihre Treffen vorbehalten. Dann trat die Anthroposophie mit vielen praktischen Ergebnissen auf den Gebieten von biologisch-dynamischer Landwirtschaft, anthroposophisch erweiterter Medizin, Waldorfpädagogik und Kunst stärker ins öffentliche Bewusstsein. Das Haus wurde vermehrt von der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Dies umso mehr nach dem Einzug der Eurythmieschule und der Eurythmiebühne, die im großen Saal zunehmend beachtete öffentliche Aufführungen veranstalteten. Das Musikseminar Hamburg, das Lehrerseminar für Waldorfpädagogik und andere Initiativen wie eine anthroposophische Schauspielgruppe, Themenseminare u. ä. begannen ebenfalls im Rudolf Steiner Haus ihre Tätigkeit.

Um den wachsenden Anforderungen nach Räumen für die Eurythmieschule nachzukommen, wurde das Rudolf Steiner Haus in den 80er Jahren durch moderne Anbauten an der Gartenseite des Gebäudes erweitert, wobei der Gartencharakter des rückwärtigen Grundstücks erhalten blieb.

Mitte der 90er Jahre gab die behördliche Auflage zur Asbestsanierung der Decke im Großen Saal den Anstoß, den Saal und das Foyer grundlegend technisch, funktionell und gestalterisch zu modernisieren. In den Jahren 2017-2019 wurden die Anbauten an der Gartenseite neu gestaltet.

Noch heute beherbergt das Haus die Anthroposophische Gesellschaft. Nach dem Ende der Eurythmieschule Hamburg zog im Jahr 2007 mit MenschMusik, das aus dem Musikseminar Hamburg hervorgegangen ist, ein Musikstudium auf anthroposophischer Grundlage ins Haus ein. Somit leben die Impulse von Louis Werbeck noch immer im Rudolf Steiner Haus, zumal MenschMusik den Nachlass seiner Frau, der bekannten Sängerin Valborg Werbeck-Svärdström, verwaltet.